Geschichte des Ortes

Aus der Geschichte von Weitersfelden

von Konsulent Ludwig Riepl

Erste Vermutungen aus der Frühgeschichte in Weitersfelden

In Weitersfelden haben wir mit dem „Windgföller-Steinbeil“ einen steinzeitlichen Einzelfund. Die Fundstelle des Lochbeils befindet sich bei der sogenannten ehemaligen „Behmühle“ beim Windgföller-Bachl unterhalb des Dorfes Windgföll. Auch wenn Einzel- und Streufunde im strengwissenschaftlichen Sinne für die Besiedlungsgeschichte wenig Aussagekraft haben, sind sie Zeugen der ersten Menschen in unserer Gegend. 

                  

Windgföller Steinbeil                                    Holzburg am Windgföller Hausberg (Modell Prof. Höllhuber)

 

Genauso häufig wie in den weiter südlich gelegenen Gegenden des unteren Mühlviertels gab es auch in der Gemeinde Weitersfelden hölzerne Freibauernsitze und frühgeschichtliche Befestigungen. Im heutigen Gemeindegebiet der Marktgemeinde Weitersfelden wurden 31 Freibauernsitze von Prof. Alfred Höllhuber und Dipl.Ing. Kranzler erforscht. Besonders anschaulich wird die Holzburg am Hausberg in Windgföll im Heimatbuch Weitersfelden dargestellt.

Bei Ausgrabungen wurden in Windgföll auch Bodenfunde entdeckt, die eindeutig auf das elfte oder zwölfte Jahrhundert hinweisen. Es verdichten sich daher immer mehr die Hypothesen der Heimatforscher, dass es in Weitersfelden keltische Kultplätze gegeben hat. Die alte heimatkundliche Schulweisheit, dass bis zum Mittelalter unsere Gegend „menschenleerer Urwald“ war, ist sicher zu korrigieren. Zu leicht wurde bisher in der Geschichtsforschung das römische LimesDenken übernommen, dass die Donau als absoluten Grenzfluss sah. Alles was nördlich des Limes war, sahen die Römer als schrecklich, wild und voll drohender Gefahr.

Herrschaftsverhältnisse und erste Erwähnung von Weitersfelden

Für das Gebiet der heutigen Gemeinde Weitersfelden waren mehrere Grundherrschaften zuständig. Die weiße Aist war eine alte nasse Grenze zwischen der Herrschaft Reichenstein und Ruttenstein.  Die Häuser östlich der weißen Aist (Rubner, Großleitner, Holl, Diefenböck, Meisnester in Knaußer, die Ortschaften Nadelbach und Markersdorf) gehörten zur Herrschaft Ruttenstein. Der Großteil unseres heutigen Gemeindegebietes zwischen weißer und schwarzer Aist gehörte als Waldamt Weitersfelden zur Herrschaft Reichenstein.

Die erste Erwähnung des Namens Weitersfelden wird mit den Jahreszahlen 1142, 1230, 1269, 1335, 1337 und 1341 hypothetisch in Verbindung gebracht.

1142 schenkte König Konrad III aus seinem Walde zwischen Jannitz und Aist 400 Mansen dem Kloster Garsten

1230 gibt es eine Belehnung an die Reichensteiner mit dem Gebiet westlich der Stampf.

1335 gibt es Grenzstreitigkeiten wegen des Waldes in unserer Gegend und 1341 ist angeblich bereits vom Waldamt Weitersfelden die Rede.

Definitiv kaufte am 8. Juni 1352 Ulrich von Capellen das Waldamt Weitersfelden von Eberhard von Wallsee um 3600 Pfund Pfenninge. Am 25. Juli 1353 erwarb Ulrich von Capellen "das freie Eigen Weitersfelden" mit dem dazugehörigen Kirchenlehen, Urbar, Zehent, Fischwaid, Gericht u. Vogtei. Die Eigenkirche Weitersfelden wird übrigens bereits in den Lohnsdorfer Matrikeln der Diözese Passau als Vollpfarre geführt.

Nach den Herren von Reichenstein (ca. 1230 – 1320) gehörte unser Gebiet zu den Wallseern (1352 – 1406). Die Hauptrodungsarbeit dürfte unter den Herren von Kapellen (1407 – 1567) geleistet worden sein. Nach den Capellern hatten die Herren von Lichtenstein (1567 – 1632) die Herrschaftsrechte. Besonders interessant wird es, als die Freiherren von Haim (1632 – 1729) die Herrschaft Reichenstein übernahmen.

Eine urkundliche Erwähnung vom 17. September 1567 belegt, dass der steirische Ritter von Haim mit Burg und Herrschaft Reichenstein und mit den Waldämtern Weitersfelden und Stampfegg belehnt wurde.

Ritter Christoph von Haim wird uns als ein hochverdienter Kriegsmann und strenger Untertanenherr geschildert.Sein senkrechter Aufstieg vom Kleinbürgertum in den Adelstand, die Konflikte um die Religionszugehörigkeit und sein harter Umgang mit den Untertanen führten zu dem "Reichensteiner Robotaufstand" (1567 – 1582), an dem Weitersfeldner maßgeblich beteiligt waren.

Ritter von Haim baute die alte Burg Reichenstein zu einem prächtigen Renaissance-Gebäude um. Die Finanzierung bekamen seine Untertanen durch höhere Dienstleistungen zu spüren. Am Beginn dieser Aufstände waren der Weitersfeldner Pfarrer Kolomann Khunringer und der Bauer Sigmund Gaisrucker die Rädlsführer. 

1570 ließ Ritter von Haim auf den Gründen des Robischbauernhofes einen Galgen und im Eigen Weitersfelden einen Pranger errichten.

Diese Zeichen mittelalterlicher Gerichtsbarkeit können heute noch bei einer Wanderung (Denkmalweg) besichtigt werden. Der Weitersfeldner-Galgen ist die besterhaltene Hochgerichtsstätte in Oberösterreich. Der Prangerstein mit seinen symbolhaften Verzierungen gehört zu den schönsten Prangersäulen des Landes.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Weitersfeldner Galgen errichtet um 1570                  Schöne Prangersäule erneuert um 1648

Ritter von Haim wurde am 6. Juni 1571 in der Nähe seinen Schlosses aus dem Hinterhalt erschossen. Die Sage ist im Weitersfeldner Buch nachzulesen.1616 starb das Geschlecht der Haimer in männlicher Linie aus, die Erbtochter Johanna Maria von Haim heiratete den Grafen Wenzel Richard von Sprinzenstein.

1630 wurde in Weitersfelden bereits eine Schule errichtet. Einer der wichtigsten Patronatsherren war Franz Ferdinand Otto von Sprinzenstein, da er für Arbeit und Einkommen der einheimischen Bevölkerung sorgte.

Er gründete im heutigen Harrachstal das Herrschaftliche Amt Sprinzenthal und verlegte die Verwaltung hierher. 1716 erbaute er das Schloss Sprinzenthal von dem heute noch Reste besichtigt werden können. Graf Sprinzenstein könnte man auch als Industriegrafen bezeichnen. Neben den Glashütten in Schöneben förderte er den Feldbau, den Bergbau, legte Strassen und Fischteiche an.

1711 ließ er eine Papierfabrik (heute Harrachstal Nr. 3) erbauen, in der angeblich Kaiser Napoleon russische Rubel für seinen Russlandfeldzug drucken ließ.

1712 wurde die Hofmühle (heute Harrachstal Nr. 2) erbaut.

1715 wurde das Brauhaus (heute Harrachstal Nr. 5) und eine Großbäckerei (heute Harrachstal Nr. 6) eingerichtet.

1729 verkaufte die sprinzensteinische Vormundschaft das Waldamt Weitersfelden an Georg Adam von Hoheneck. Am 31. Dezember 1733 verleiht Georg Adam von Hoheneck dem Markt Weitersfelden neue und ausführliche Marktrechte. Baron Hoheneck nannte den Ort Sprinzenthal nach seinem Sohn Brixius nun Brixenthal. 1769 erwarb Graf Ferdinand von Harrach die Herrschaft Brixenthal.

1770 wurde der Name Brixenthal in Harrachstal umgeändert und aus dem Landgericht Freistadt für die Pfarren Sandl, Weitersfelden, St. Leonhard, Liebenau und Windhaag das Landgericht Harrachstal ausgegliedert.

1777 heiratete die Tochter Rosa des Grafen Harrach (Schloss Rosenhof) den Fürsten Kinsky. Somit kam der ganze Besitz an die Herrschaft Kinsky und wurde auch als Herrschaft Rosenhof bezeichnet. Seit Auflösung der Herrschaftsverhältnisse 1848 wird der Besitz der ehemaligen Herrschaft als Forstamt Rosenhof von der Familie Kinsiy bis heute weitergeführt.

Heute erinnert uns noch die Katastralgemeinde Harrachstal an die ehemaligen herrschaftlichen Ämter Sprinzenthal, Brixenthal und Harrachstal.

Den reichen Sagen- und Geschichtenschatz von Weitersfelden finden Sie im reich bebilderten Weitersfeldner Buch. Sieglinde Stadler fertigte interessante Werke zur Buchillustration an.